Paarbeziehungen sind ebenso einzigartig wie die Personen, die sie eingehen. Wie Einzelpersonen, so bedürfen auch Paare einer auf ihre Besonderheiten abgestimmten therapeutischen Arbeit.
Manche Paare (und auch manche Therapeutinnen) meinen, Probleme des Zusammenlebens ließen sich darauf reduzieren, als „Kommunikationsprobleme“ betrachtet zu werden. Unterschiedliche Kommunikationsweisen und emotionale Stile sind allerdings nicht von persönlichen lebensgeschichtlichen Erfahrungen und von der Paargeschichte abzulösen.
Neben einem auf die Gegenwart bezogenen Vorgehen, das ressourcen- und lösungsorientiert ist, werden für mich in der Arbeit mit Paaren immer wieder zwei Konzepte wichtig, die auf den Schweizer Paartherapeuten Jürg Willi zurückgehen: das eine ist das der „Kollusion“. Damit ist ein (oft) unbewusstes Zusammenspiel gegensätzlicher Rollen in der Partnerschaft gemeint. Während am Beginn von Beziehungen solche Gegensätze (wie Aktivität und Passivität, helfen und sich helfen lassen, „Gefühl“ und „Vernunft“,…) den Partnern als Lösung für jeweils eigene (vermeinte) Defizite erscheinen, werden sie im Fortlauf von Beziehungen als konflikthaft wahrgenommen.
Das zweite Konzept ist jenes der partnerschaftlichen „Ko-evolution“: Spannungen und Entfremdung entstehen, weil sich Personen innerhalb von Paarbeziehungen in unterschiedliche Richtungen und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten entwickeln. Im Zusammenleben bleibt das oft unthematisiert. Kollusionen und Ungleichzeitigkeiten in der Ko-evolution gemeinsam zu erkennen, kann ein Ausgangspunkt sein, um dysfunktionale Beziehungsmuster zu verstehen und zu verändern.
Diese Perspektive lässt sich in der Paartherapie nahtlos mit grundlegenden Ansätzen der Integrativen Therapie verbinden: dazu gehören das Konzept der fünf Säulen der Identität (nach Hilarion Petzold und Hildegund Heinl), sowie erlebnis- und leiborientierte Verfahren.